Minimalistisch Leben:
Ausgaben optimierten

Als ich im Jahr 2015 meinen gut dotierten Job kündigte, war mir klar: Minimalistisch leben ist angesagt. Blicke ich zurück, ein minimalistisches Leben hatte ich nicht. Ganz im Gegenteil finanziell geht es mir sehr gut. Aber vor zehn Jahren stellte ich mir die Frage:

Wie viel Geld braucht man, um ein finanziell unabhängiges  Leben zu führen? Das hängt von den persönlichen Präferenzen ab. Der Schlüssel zum Erfolg liegt aber immer in der Anpassung des Ausgabeverhaltens.

Dieser Text zeigt, wie sich der persönliche Geldbedarf realistisch einschätzen lässt – ob im Alltag, auf Reisen oder beim minimalistisch Leben als Aussteiger in Griechenland. Von bewussten Einsparungen über Budgetplanung bis hin zu inspirierenden Beispielen aus dem Aussteigerleben

Der Beitrag beginnt mit dem zweiten Auszug aus dem Ratgeber „Sei glücklich und frei! Lebe als Aussteiger!“, welchen ich im Jahr 2016 veröffentlichte. Da sich die Rahmenbedingungen seit dem geändert haben, ist der Ratgeber zur finanziellen Planung des vorzeitigen Berufsausstiegs nicht mehr veröffentlicht. Im folgenden zitiere ich aus dem Buch und Ende des Artikels folgt ein persönliches Fazit.

Hat das Geld zum Leben als Aussteiger gereicht, so wie ich es im Jahr 2016 geplant habe? Das Schicksal kann man nicht planen, es gab einen jähen Wendepunkt und lief besser als geplant.

Und falls Sie auch Ihren vorzeitgen Ruhestand planen möchten, dann empfehle ich Ihnen meinen KI Rentenrechner.

Fixe und variable Kosten

Ausgaben werden üblicherweise in fixe und variable Kosten eingeteilt. Die fixen Kosten ermitteln Sie, wenn Sie auf Ihre Kontoauszüge schauen. Zu den fixen Kosten zählen Versicherungen, Strom, Handyverträge etc. – Ausgaben, die monatlich, quartalsweise oder jährlich anfallen. Für die meisten Menschen ist die Miete beziehungsweise Kreditrate für das Wohneigentum ein großer Posten. Klar im Vorteil sind Sie, wenn Sie ein schuldenfreies Haus oder eine schuldenfreie Wohnung besitzen. Nicht von ungefähr gilt ein eigenes Haus als die beste Altersvorsorge. Natürlich fallen für das eigene Heim Unterhaltungs- und Instandhaltungskosten an. In Abhängigkeit vom Bauzustand sind diese in der Regel nicht so hoch wie eine Miete. Wer minimalistisch leben möchte, kann zudem prüfen, ob sich die Wohnkosten durch alternative Wohnformen senken lassen.

Neben den fixen gibt es die variablen Kosten für Lebensmittel, Kosmetik, Kleidung und dergleichen. Ich empfehle Ihnen, diese Ausgaben möglichst mehrere Monate zu erfassen. Bei mir gab es an dieser Stelle den „Aha“-Effekt.

Ich dachte, so um die 1.000 Euro pro Monat für den Lebensunterhalt inklusive der Restaurantbesuche auszugeben. Nein, es waren mehr als 1.800 Euro im ersten Monat. In den folgenden Monaten, als ich noch arbeiten ging, sah es leider nicht besser aus. Unsere Familie bestand zu diesem Zeitpunkt aus zwei Erwachsenen und einem Grundschulkind. Minimalistisch leben bedeutete für uns in dieser Phase, bewusster mit Geld umzugehen und unnötige Ausgaben zu identifizieren.

Die Ausgaben erfasse ich nach wie vor mit der App MoneyControl. Eine vorgefertigte Liste aus dem Internet oder eine eigene Liste erfüllen den gleichen Zweck. Den Vorteil von MoneyControl sehe ich in der Kategorisierung. Ich erfasse, ob das Geld für Reisen, Lebensmittel, Restaurantbesuche oder anderes ausgegeben wird. Zusätzlich lege ich Gruppen fest, sodass mir beispielsweise die Ausgaben pro Urlaub bekannt sind.

Wie erwähnt, empfehle ich Ihnen, die Ausgaben mehrere Monate lang zu erfassen. Diese Transparenz hilft, gezielt zu sparen. Alternativ können Sie sich die Kontoauszüge eines Jahres ansehen. Dieses Verfahren ist nicht so detailliert und bietet nur einen groben Überblick. Dieses Vorgehen ist hilfreich, wenn Sie wissen möchten, wo Ihr ganzes Geld der vergangenen Jahre geblieben ist. Wer langfristig minimalistisch leben will, kann durch diese Methode nachhaltige Einsparpotenziale entdecken und seine finanzielle Freiheit gezielt planen.

Minimalistisch Leben: Geldbedarf in Euro pro Tag

Danach ist die spannende Frage nach dem Geldbedarf pro Jahr, Monat oder Tag zu beantworten. Die Internetseite der Aussteiger geht am Beispiel einer Familie Mustermann von zirka 12.000 Euro pro Jahr Finanzbedarf für zwei Personen aus. Das heißt, Sie müssen zu zweit mit 1.000 Euro pro Monat – geteilt durch 30 Tage, also mit 33,33 Euro pro Tag auskommen. Wer minimalistisch leben möchte, kann mit noch weniger auskommen, indem er bewusster konsumiert und unnötige Ausgaben vermeidet.

Den Geldbedarf abzuschätzen ist sicher schwierig, aber machbar. Es gibt ein interessantes kostenloses E-Book von Raphael Fellmer „Glücklich ohne Geld“. In diesem Buch beschreibt der noch junge Autor, wie er ohne Geld lebt. Das Prinzip beruht auf Arbeit gegen Leistung, Lebensmittel, Unterkunft, Transport und so weiter. Diese Geschichte ist inspirierend, wenngleich nicht zu 100 Prozent nachahmenswert. Ich empfehle Ihnen diese Lektüre, weil das Buch den Blickwinkel erweitert. Der Autor führte den eigenen Luxus vor Augen. Er richtet seinen Blick auf die Weltbevölkerung, auf jene, welche weder Toilette noch fließend Wasser haben. Das Buch veranlasst zum Nachdenken. Es stellte einmal mehr das Wohlstandsdenken in Frage.

Wir lebten gut, sind oft Essen gegangen, viermal im Jahr fuhren wir mindestens in den Urlaub und ein Daimler musste sein.

Irgendwann begann es, zuerst schleichend. Die innere Einstellung änderte sich. Man wird bereit, auf Materielles zu verzichten. Einfacher zu leben, um sich den Ausstieg leisten zu können. Ein entschleunigtes Leben kam mir reizvoll vor. Die Sehnsucht nach Ruhe wuchs. Um sich ein Leben ohne Job leisten zu können, sollte klar sein, die Ausgaben sind unter die Lupe zu nehmen. Wir waren keine Millionäre und die finanziellen Ressourcen demzufolge begrenzt. Wer minimalistisch leben möchte, stellt fest, dass es oft nicht um Verzicht, sondern um bewusste Entscheidungen geht, die mehr Freiheit ermöglichen.

Ich begann den Geldbedarf abzuschätzen und rechnete die Ausgaben pro Tag zu Hause und auf Reisen aus. Es war nicht viel Aufwand, die monatlichen Ausgaben zu erfassen und durch die Anzahl der Tage zu teilen.

In sehr guten Monaten schaffen wir es, zu dritt in Deutschland mit 16 Euro pro Tag, also mit knapp 500 Euro pro Monat, auszukommen. Die Fixkosten sind darin nicht enthalten. Fallen größere Ausgaben beispielsweise am Haus an, steigen die Ausgaben pro Tag leider kräftig. Dann hilft mir moralisch der Blick zurück, als ich noch nicht zum Sparbrötchen mutiert war und die Ausgaben bei 1.800 Euro pro Monat, also 60 Euro pro Tag lagen. Minimalistisch leben heißt für uns nicht, auf alles zu verzichten, sondern bewusst mit Geld umzugehen, um langfristig finanziell unabhängig zu sein.

Wir haben ein Budget pro Monat. Das Budget hilft beim Sparen für Extrawünsche. Das Budget sollte geringer als die Einnahmen sein, so kann man monatlich einen festen Betrag für die großen Wünsche oder unvermeidbare Ausgaben (Haus, Auto) sparen. Und bleibt man unter dem monatlichen Budget, dann ist Geld für die kleinen Wünsche übrig.

Ich muss an der Stelle gestehen, ich war schon immer ein Sparbrötchen und liebe finanzielle Polster. Mit dreizehn verdiente ich mein erstes eigenes Geld. Neben dem Studium (BWL) hatte ich vier Jobs und ein Kind. Ich hatte den Ehrgeiz, genauso viel Geld zu verdienen, wie ich vor dem Studium für ehrliche, schwere, körperliche Arbeit bekommen habe. Richtig knapp war das Geld einmal, als wir unser Haus bauten. Dafür nahmen wir Kredit auf, der einzige in unserem Leben. Diesen konnten wir nach zehn Jahren vollständig tilgen, ab da waren wir wieder schuldenfrei. Nun ja, die letzten Jahre kurbelte ich die Wirtschaft an und konsumierte reichlich. Ich habe nicht aufs Geld „gesehen“. Musste ich nicht. Aus heutiger Sicht bereue ich nichts. Es war okay. Nun gebe ich das Geld wieder bewusster aus.

Auch auf mein Lieblingshobby – ich reise gern, möchte ich nicht verzichten. Auf Reisen ermittle ich selbstverständlich die Kosten pro Urlaubstag. Es war beispielsweise nicht schwer, 250 Euro pro Tag bei einer Reise auf die Malediven auszugeben. Ein fünftägiger Kurztrip nach Riga hat mich 62 Euro pro Tag gekostet.

Mit viel weniger Geld kommen wir aus, wenn wir in Griechenland auf dem Land wohnen und recht bescheiden von frischem Obst und Gemüse leben. Bei dieser Lebensweise benötigen wir circa 20 bis 50 Euro pro Tag, inklusive Flug von Deutschland nach Griechenland. Die Tagessätze schaffen wir, wenn wir länger in Griechenland sind und in unserem Haus in den Bergen wohnen. Die täglichen Beträge variieren in Abhängigkeit von den Flug- und Mietautokosten. Minimalistisch leben bedeutet hier, dass wir einfache Freuden schätzen, mit der Natur im Einklang sind und dennoch nicht auf Lebensqualität verzichten.

In Griechenland sind die Immobilienpreise derzeit aufgrund der Krise moderat. Das Haus haben wir nach zweijähriger Suche günstig erworben. Es hat sich im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt gemacht, so lange zu suchen. Die Lebenshaltungskosten in Griechenland unterscheiden sich wenig von denen in Deutschland. Obst und Gemüse sind preiswerter, Milchprodukte und Kosmetikartikel sind teurer. Strom, Wasser und Grundsteuer sind annähernd ebenso so oder teurer. Was wir herrlich finden, sind die Begegnungen mit den Einheimischen und deren entspannter Lebensstil. Und wenn ich schon mal schwärme, natürlich gefällt uns das Klima mit seinen vielen schönen Sonnentagen.

Minimalistisch leben – der Weg zu mehr finanzieller Unabhängigkeit

Wer im Aussteigermodus ist und das Ausgabeverhalten ändert, der spart kräftig. Ja, das merke ich und es führt zu positiven Überraschungen beim Blick auf das Konto. Letztens musste ich zweimal nachrechnen. Ich konnte nicht glauben, wie viel ich gespart hatte. Das sparsame Wirtschaften schmerzt nicht, wenn man das Ziel vor Augen hat. Und ein Tagesablauf mit freier Zeiteinteilung hoch oben in Griechenlands Bergen – das war ein erstrebenswertes Ziel. Minimalistisch leben bedeutet, dass Frust- oder Belohnungskäufe nicht mehr nötig sind. Die Gesamtsituation ist entspannt und ausgeglichen. Entspannung geht vor Konsumstress, und das kommt dem Konto und den Nerven zugute.

Ja, sicher, kaufe ich mir hin und wieder etwas zum Anziehen. Wohl wissend, es ist Blödsinn, wenn man drei Kleiderschränke voll Sachen besitzt. Als ich noch arbeitete, war mir jeden Tag ein neues Outfit anzuziehen ein Pflichtprogramm. Heute, im minimalistischen Leben, trage ich meistens einen bequemen Freizeitlook. Ein Kostüm oder einen Hosenanzug habe ich ewig nicht angehabt. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob mir was fehlt. Ich habe es bisher nicht geschafft, meine Schränke voll Klamotten auszusortieren, und so brauche ich theoretisch bis zu meinem Lebensende keine Sachen und Schuhe mehr zu kaufen – und dafür kein Geld einzuplanen.

Diese Überlegungen veranschaulichen, dass es leicht fallen kann, weniger Geld auszugeben. Wir haben mitunter von allem zu viel. Wie das Beispiel mit den drei Kleiderschränken zeigt: Irgendwann reicht es. Vielleicht geht es Ihnen genauso, vielleicht auch nicht. Aber auch im minimalistischen Leben wird schnell klar: Weniger ist oft mehr.

Fazit – minimalistisch Leben war einmal

Es gibt ein Sprichwort, welches sinngemäß meint: „Wir leben nicht mal 100 Jahre und machen uns Sorgen für 1.000 Jahre.“

So ging es uns auch, wir haben uns Sorgen gemacht, ob das Geld reicht. Es half der Gedanke, wenn es schief geht, dann muss wieder gearbeitet werden. Es wäre nicht der Traumjob gewesen, aber einen Job als Putzfrau gibt es immer.

Kam das Glück im Unglück? Wahrscheinlich ja. Im September 2015 kündigte ich mit 48 Jahren. Im Nachgang lässt es wirklich nicht sagen, ob ich gekündigt habe, weil der Traum vom Leben als Aussteiger finanziell abgesichert schien oder ob es an der Krankheit lag.

Letztlich hatte ich den Vorruhestand vorab zwei Jahre geplant, mir über alles Gedanken gemacht. Anderseits hat sich später herausgestellt, dass ich manisch, depressiv bin und mir wurde eine unbefristete  Erwerbsminderungsrente gewährt. Als Referent in einem Ministerium verdient man nicht schlecht und die Rente verbesserte die persönliche, finanzielle Situation maßgeblich.

Ich kannte die Krankheit vorab auch nicht. Wenn man manisch ist, dann ist man derart euphorisch, dass man Sachen tut, von denen man sonst nur träumt. Der Klassiker ist, jemand kündigt, kauft sich eine Segelyacht und möchte die Welt umrunden, nur das er keinen Segelschein hat. Danach fällt man in die Depression, realisiert was man angestellt hat. Und immer so weiter.

In einer manischen Phase hatte ich mir vorgenommen, einen Ratgeber zur finanziellen Planung des vorzeitigen Berufsausstiegs zu schreiben. Und als dann mal wieder geordnetere Verhältnisse einkehrten, dann wollte ich das auch durchziehen.

Es war eine harte Zeit und ich musste das ganze Prozedere mitmachen, Psychiatrie, Reha usw. An der entscheidenden Stelle habe ich, eher unbewusst, etwas richtig gemacht, so dass ich die Erwerbsminterungsrente bekam. 

Das habe ich gemerkt, als ich mich später intensiv mit diesen Themenkreis beschäftigte. Im Jahr 2017 habe ich einen Ratgeber veröffentlicht. Er verkaufte sich ganz gut. 

Seit dem gab es viele Gesetzesänderungen, so dass er im Jahr 2024 in 2. Auflage neu veröffentlichte wurde. Da es einen Pflegefall in der Familie gibt, wurde der Ratgeber um diesen Themenkomplex erweitert.

“ Erfolgsstrategie: Für die Erwerbsminderungsrente, den Behindertenausweis und den richtigen Pflegegrad: Ein Leitfaden zur reibungslosen Antragsstellung und zur Maximierung Ihrer Ansprüche“.

Als Taschenbuch kostet der Ratgeber 13,99 Euro und als E-Book 9,99 Euro.


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Das Schreiben bereitete mir zunehmend Freude und dient zugleich als wertvoller Ausgleich, um meine Krankheit zu verarbeiten. Eine psychische Erkrankung mindert keineswegs die Fähigkeit zu denken.

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