Haus kaufen in Griechenland – bürokratische Hürden
Ein Haus kaufen in Griechenland ist kein anderer Vorgang als in Deutschland, es dauert nur wesentlich länger. Wir haben zwei Jahre gebraucht, andere drei. Warum?
Darum soll es in diesem Auszug aus meinem nicht mehr veröffentlichten Buch „Haus kaufen in Griechenland“, aus dem Jahr 2017 gehen.
Am Ende dieses Artikels gibt es dann wieder ein Fazit aus der Sicht von heute.
Habe ich den Hauskauf in Griechenland bereut? Gibt es noch bezahlbare Häuser in Griechenland? Wieviel Geld haben wir investiert beim Haus kaufen in Griechenland und der sich anschließenden Renovierung? Wie stets mit den Sprachkenntnissen?
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Auszug „Haus kaufen in Griechenland“
Zweieinhalb Jahre Anlaufzeit beim Haus kaufen in Griechenland
Unser Hauskauf in Griechenland gestaltete sich schwierig. Dies mag an der griechischen Mentalität, aber definitiv auch am deutschen Bürokratismus und unserer Unerfahrenheit liegen. Der Hauskauf in Griechenland zieht sich hin, wir sind mittlerweile zweieinhalb Jahre lang bester Hoffnung. Gehen schwanger mit dem Wunsch, endlich Eigentümer zu werden. Aber der Grundbucheintrag, oder besser der richtige Vertrag, fehlt. Woran lag es? Ach, es sind da einige viele Dinge zu benennen. Wir kaufen das Haus von einem deutschen Rentnerpaar. Seit der Mann an Demenz erkrankte und hier oben in den Bergen beim Wandern verloren ging, kommen die beiden nicht mehr her. Also beschloss die Frau, das Haus in Griechenland zu verkaufen. Annoncierte, Kaufinteressenten gab es genug, einer sprang nach einem Jahr ab.
Ärgerlich für unsere Verkäuferin, die nette, ältere Frau, Glück für uns.
Wir suchten schon lange nach einem Haus am Mittelmeer. Beinahe hätte es in Kroatien geklappt, Griechenland kam dazwischen. Auch wir sagten zu, zahlten an. Ich bekam kalte Füße, wollte absagen. Mein Mann blieb standhaft, heute bin ich sehr froh darüber.
Über den Kaufpreis sind wir uns schon lange einig. Sie möchte verkaufen, wir wollen kaufen. Klingt doch einfach, wenn es da nicht die Demenz des Mannes gäbe. Ein deutsches Betreuungsgericht muss dem Hausverkauf zustimmen, da er Miteigentümer ist. Die nette, ältere Frau hat zwar einen Betreuer-Vertrag, der Verkauf einer Immobilie muss allerdings extra vom Betreuungsgericht genehmigt werden. Selbstverständlich benötigen wir eine amtliche Übersetzung ins Griechische für die deutsche Genehmigung – die gibt es nicht umsonst, es kostet.
Energieausweis, Grundsteuer beim Haus kaufen in Griechenland
Beim Haus kaufen in Griechenland sind ebenso einige bürokratische Hürden zu nehmen. Bis zum notariellen Vorvertrag haben wir es geschafft, nun fehlt die letzte Hürde. Ein Energieausweis wird plötzlich doch benötigt, das fordert einen Ingenieur auf den Plan. Der Architekt ist auch wieder beteiligt. Dank unseres griechischen Freundes Theo nehmen wir auch diese Hürde. Was hätten wir ohne ihn gemacht? Schwer zu sagen, ob wir den Hauskauf hinbekommen hätten. Ein deutscher Immobilienmakler, welcher seit zwanzig Jahren in Griechenland wohnt, hatte mir angeboten, das Vertragsmanagement für den Unkostenbeitrag von 600 Euro zu übernehmen. Unser Freund Theo managt es für uns gratis. Danke! Danke! Und nochmals Danke!
Wir sind in den letzten Zügen des Eigentümerwechsels, der Vertrag ist greifbar nah, aber was da noch an unangenehmen Überraschungen auftaucht – wir sind baff! Zu zahlen ist die Grundsteuer, ursprünglich war von maximal 200 Euro pro Jahr die Rede. Es werden 270 Euro pro Jahr.
Theo erklärt uns, dass Alexis Tsipras, der griechischer Premierminister, vor der Wahl versprochen hatte, keine Grundsteuer für das erste Wohnhaus zu erheben. Das Wahlversprechen wurde gebrochen, angeblich soll die hohe Grundsteuer in drei Jahren wieder abgeschafft werden.
Haus kaufen in Griechenland: Die Chancen für Immobilienerwerb sind ideal
Aus diesem Wahlbetrug ergeben sich ungeahnte neue Möglichkeiten für ausländische, gern auch deutsche Investoren, die eine Immobilie erwerben möchten. Theo hat uns erklärt, für die Griechen ist das eigene Haus ein Heiligtum. Das wird sich nicht ändern. Aber die vielen leerstehenden Häuser, welche bisher in Familienbesitz blieben, werden nun teuer, es ist die Grundsteuer zu zahlen. Die Leute werden ihre Immobilien verkaufen, die Immobilienpreise in Griechenland sinken weiter. Die Baupreise sind schon im Keller, da die Bautätigkeit seit fünf, sechs Jahren nahezu ruht. Wer also über das Haus kaufen in Griechenland nachdenkt, findet jetzt attraktive Gelegenheiten.
Also wenn Sie von einem Haus am Mittelmeer träumen, dann lohnt es sich, einen Blick nach Griechenland zu werfen. Es gibt die großen Immobilienportale, dort sind die Häuser hochpreisig. Schauen Sie nach einheimischen Portalen, vielleicht werden Sie fündig. Wenn Sie eine Ruine kaufen, können Sie bauen lassen. Einen Arbeitstag für einen Maurer müssen Sie mit 40 bis 50 Euro veranschlagen (das war im Jahr 2015). Wenn Sie Angst wegen der Sprachbarrieren haben, diese sind oft unbegründet. Überraschend viele Griechen können Deutsch, meistens, weil sie in Deutschland gelebt haben. Allerdings sind sie gut beraten, wenn Sie sich an die griechische Grundeinstellung gewöhnen -siga, siga (langsam, langsam).
Ein Haus kaufen in Griechenland bedeutet oft mehr als nur eine Immobilie zu erwerben – es ist ein Einstieg in einen entspannten Lebensstil. Unsere Erfahrung ist: Arbeiten können die Griechen, und mit unseren Bauleuten, es ist der Bruder von Litscha, sind wir zufrieden. Nach unserer Erfahrung sind die Materialkosten, Fenster, Türen und so weiter etwas preiswerter als in Deutschland, aber nur etwas – ohne Geld kann man hier auch nicht bauen, logisch.
Suchen Sie eine erste deutschsprachige Anlaufstelle, dann können Sie es in Pylos auf dem Peloponnes versuchen. Die Firma des oben erwähnten deutschen Immobilienmaklers heißt GRECO PROPERTIES. Die Webseite ist auf Deutsch, Immobilienangebote gibt es und diverse Informationen. Pylos ist eine alte, malerische Hafenstadt – der Besuch lohnt sich. Glauben Sie mir. Spätestens, wenn Sie in einem der Restaurants am Meer sitzen, frischen Fisch essen, ein Glas Wein trinken, zufrieden und satt die Augen schließen – ja, dann werden Sie uns verstehen. Ein Haus kaufen in Griechenland, das kann der erste Schritt zu einem neuen, entspannten Leben sein – abseits von Stress und Hektik.
Finanzamtsbesuch Nummero 1
Heute fahren wir mit Theo und seiner Frau ins Finanzamt. Früher gab es dieses in der nächstgelegenen Stadt, also keine zehn Kilometer entfernt. Dank Sparmaßnahmen des Staats und unvermeidlicher Umstrukturierung dürfen wir nach Kalamata ins Finanzamt fahren, das bedeutet eine Stunde Autofahrt. Als ehemalige Angestellte im Öffentlichen Dienst schaue ich mich kritisch im Finanzamt um. Spontan denke ich: Es sieht altmodisch, leicht muffig aus – modern geht anders. Die Technik wirkt ebenfalls antik. Auf dem Flur stehen geschätzte zwanzig alte Nadeldrucker herum, teilen sich den knappen Platz mit Säcken voller Akten. Wer je mit deutschen Brandschutzvorschriften zu tun hatte, den schüttelt es grausig beim Anblick der Fluchtwege. Als Besucherstühle fungieren ausgemusterte Bürostühle, Veteranen des Bürokratismus, dort eine fehlende Armlehne, hier eine herunter gerutschte Lehne. Leider ist mein Griechisch noch sehr minimalistisch, ergo kann ich die zahlreich vorhandenen Ausdrucke, Vorschriften, Hinweisschilder, Erklärungen – was auch immer, nicht lesen und deuten.
Das Finanzamt hat nur bis zwei Uhr geöffnet. Wir kommen um ein Uhr an, müssen noch eine Kopie machen. Finden dank Theo drei Copy-Shops, nur der letzte kann A3-Kopien liefern. Uns erschließt sich nicht wirklich, warum wir den ältlichen, aber passenden Kopierer des Finanzamtes, nicht nutzen können. Als wir von unserer Odyssee zurück kommen, sind die Türen geschlossen. Theo findet den Hintereingang. Seine Frau, die Litscha, hat mittlerweile hart mit der Dame vom Finanzamt verhandelt, damit wir doch noch dran kommen. Wir werden gnädig hereingerufen.
Danke, aber was ist das? Auf dem Schreibtisch der Dame steht wie selbstverständlich eine Flasche Bier. Nette Gepflogenheiten hier, denken wir. Sind froh, wir müssen nicht noch einmal her, alles kann erledigt werden. Was nun folgt, sind meine subjektiven Beobachtungen, nur eine Momentaufnahme eines griechischen Amtes.
Erst dachte ich, ja, die arbeiten hier angestrengt. Aber auf dem Bildschirm war kein Fachprogramm geöffnet, sondern ein Spiel. Als uns die Dame mit dem Bier bediente, saß ihre Kollegin am Schreibtisch gegenüber tatenlos da, hörte mehr oder minder interessiert zu. Es wurde geraucht. Die drei Kollegen im Nebenzimmer spielten mit dem Handy, blätterten im Katalog, sahen nicht wie arbeiten aus.
Vielleicht war ja wirklich Feierabend nach 14 Uhr. Andererseits meinte Theo, früher verdienten die Beamten so ihre 2.000 Euro pro Monat, die schönen Zeiten sind vorbei. Der Lohn wurde gekürzt auf circa 1.200 Euro. Das hebt selbstverständlich nicht unbedingt die Arbeitsmoral.
Wir können uns kein Urteil erlauben, noch ist es sinnlos, irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Aber interessant fand ich unseren Finanzamtsbesuch allemal. Und juhu, morgen soll es zur Notarin gehen. Nach zweieinhalb Jahren sind wir kurz vorm Ziel, endlich Eigentümer eines Hauses am Mittelmeer zu sein. Da kann man doch mal ein Glas Wein trinken und ein Jamas, ein Prost rufen.
Es ist wieder eine Hürde zu nehmen
Jetzt kommt der Satz mit dem X, dass war leider nix. Wir müssen nochmal zum Finanzamt nach Kalamata fahren, irgendeine Kopie wurde vergessen. Zuvor fahren wir zur Notarin, Theo bespricht mit ihr das weitere Vorgehen. Wir kennen die Notarin nun schon zweieinhalb Jahre. Sie ist sehr nett und überaus korrekt. Diese Korrektheit ist einerseits gut für uns, der Vertrag wird juristisch einwandfrei, anderseits verzögert sich die Angelegenheit dadurch stark.
Wenn sie sich dereinst einmal mit einem Griechen über einen Hauskauf unterhalten, dann wird er Sie auf ein typisch griechisches Problem aufmerksam machen. Alle Hausbesitzer müssen dem Hausverkauf zustimmen. Es passiert nicht nur Ausländern, auch den Griechen selbst. Der Vertrag kommt zu Stande, das Geld wird übergeben und dann taucht plötzlich aus dem Nichts ein illuster Miteigentümer auf. Er wurde nicht gefragt, war vielleicht in Australien oder in Amerika, vielleicht auch nicht. Er kann alles kippen, aber richtig böse. Das Gesetz lässt es zu. Der gelackmeierte Kaufinteressent verliert sein begehrtes Anwesen und das Geld.
Daher sind wir Barbara, so heißt die Notarin, dankbar für ihre Korrektheit. Hoffen auch, wir sind auf der sicheren Seite, weil wir von deutschen Vorbesitzern kaufen. Wissen können wir es nicht. Das Haus gehörte ursprünglich einem Ziegenhirten. Hat der einen verschollenen, nun wiederentdeckten Nachkommen, dann . . . Ach ich will nicht dran denken. Es wird schon schief gehen – oder?
Mein gestriger Optimismus erhielt heute einen argen Dämpfer. Nach der Notarin besuchten wir den Steuerberater. Vielleicht kann er helfen und wir müssen doch nicht nach Kalamata fahren. Diese Besuche laufen alle nach dem gleichen Schema ab. Wir trotten mit, stehen im Weg herum und Theo führt die Verhandlung, natürlich auf Griechisch. Ab und an erklärt er uns etwas. Und nun erklärt er, diesmal wird es nichts mit dem Vertrag. Wir sind noch drei Tage da, von Freitag bis Sonntag. Dann fliegen wir zurück nach Deutschland. Die nächsten Winterferien kommen wir wieder, dann käme der Vertrag im Februar, also ein halbes Jahr später zu Stande.
Das hieße, wir können wieder nicht mit Bauen anfangen. Gestern erzählte Theo dann, dass das Finanzamt unser Haus von der Ferne geschätzt hat. Toll, sie haben das Haus doppelt so teuer geschätzt. Danach löhnen wir nun die Grunderwerbssteuer und die jährliche Grundsteuer, die 270 Euro. Das Schätzen fand per Satellitenbild statt. Eine durchaus mystisch anmutende Methode, um den Wert einer Immobilie zu bestimmen.
Es ist Abzocke pur. Wenn es um anderer Leute Geld geht, arbeiten die griechischen Bürokraten ziemlich großzügig. Aber was will man machen? Wenn es darum geht, die Leute mittels Abgaben und Steuern zu schröpfen, dann gleichen sich der deutsche und der griechische Staat. Warum der deutsche Staat?
Nun, ich habe mal nachgerechnet, wie viel Steuern ein Ehepaar in Deutschland zahlt. Es sind in Summe soviel Steuern, davon könnten Sie sich locker ein Ferienhaus am Meer (beste Lage) und eine flotte Segelyacht kaufen – hätte man die Wahl, die niemand hat. Auf die Zahlung von Steuern zu verzichten, nun ja, das scheint nur manchem Reichen oder diversen Firmen zu gelingen. Auch Aussteiger haben gute Karten, das Spiel des Staates, genannt Einkommenssteuer nicht mitzuspielen.
Mittlerweile sind wir fertig beim Steuerberater. Theos Stimmung hat sich wieder aufgehellt, es könnte doch noch dieses Mal klappen. Warum? Wir wissen es nicht und wollen auch nicht nervend fragen. Theo wird dieses Jahr siebzig. Er arbeitet jeden, und ich betone, jeden Abend in seiner Bar. Die Öffnungszeiten sind von neun Uhr abends meist bis drei, vier oder fünf Uhr morgens. Er ist müde, Zahnschmerzen kommen hinzu. Wir sehen es ihm an, er sollte sich eigentlich ausruhen, statt mit uns durch die Gegend zu tingeln.
Denn wir müssen zum Ingenieur, er hat den Energieausweis erstellt.
Ein junger, netter, angenehmer Mann ist dabei, einen Internethandel aufzubauen. Wir fahren zu seinem Geschäft, ein rustikaler, ansprechender Ladenraum überrascht uns. Und dann erfahren wir wieder die griechische Gastfreundschaft. Er schenkt uns Olivenpaste und Weinsirup, nicht nur ein Glas, nein, gleich mehrere. Ich will bezahlen, Theo meint ochi, nein.
Den Energieausweis bezahlen wir bar und ohne Rechnung, für 250 Euro sind wir dabei. Mit Rechnung wären es circa 50 Euro mehr gewesen. Wir spielen das griechische Spiel: gewonnen hat, wer die Mehrwertsteuer einspart. Auch wir wollen keine Verlierer sein, spielen mit. Why not?
Nun müssen wir noch zu dem begabten Architekten ohne Aufträge und Arbeit. Wir mögen ihn, haben schon einmal zusammen gezecht. Es war zu der Zeit, als die Deutschen bei den Griechen schlecht angesehen waren. Die Kanzlerin wurde als Hitler verunglimpft. Erinnern Sie sich? Damals meinte der Architekt, die einfachen Griechen haben nichts gegen die Deutschen. Sie schämen sich für ihre Politiker. Litscha hat es so ausgedrückt: „Griechenland ist ein schönes Land, könnte gut da stehen, brauchte keine Schulden machen. Die Politiker haben das Land kaputt gemacht.“ Ehrlich gesagt, ich komme nicht umhin, Parallelen zu ziehen. Hoffentlich, hoffentlich machen die Politiker nicht auch noch Deutschland und ganz Europa kaputt. Hoffentlich weiß die neue Regierung in Amerika, was sie tut. Es sind unsere Ängste, die Ängste der kleinen Leute hier wie in Deutschland und überall. (Ups, Anmerkung aus dem Jahr 2025: “ Kommt uns das nicht bekannt vor?“)
Heute schenkt uns der Architekt seine Zeichnung, möchte kein Geld, obwohl er in der Krise keine Einnahmen hat – so sind die Griechen. Wir werden ihn einladen, bekochen und so unsere Dankbarkeit zeigen. Er hat ein Buch über die Gegend hier, über die alten Häuser und deren architektonische Eigenheiten geschrieben. Es ist nur in Griechisch erschienen. Nun kommt wieder ein Träumlein vorbei: Eines Tages möchte ich so gut Griechisch können, dass ich es lesen kann. Ja, das wäre schön – Motivation, um die Sprache zu lernen, schadet nie.
Nach einem kleinen Zwischenstopp bei der Notarin haben wir für heute sämtliche Gänge erledigt. Die Notarin ist nett. Bietet an, sogar am Samstag oder Sonntag die Vertragsunterzeichnung zu organisieren. Selbst Theo ist davon überrascht.
Wir schaffen Theo nach Hause, er wird sicher schlafen. Diese Woche findet in der Stadt das Fest der Panajiri statt. An jeder Ecke gibt es Suflaki oder Backschwein. Der Duft ist verführerisch. Ich kaufe für Theo und uns Suflaki – ein Gedicht.
Anschließend fahren wir ans Meer, unser Kind hat die Behördengänge brav über sich ergehen lassen, Belohnung muss sein. Der Himmel ist blau, keine Wolke stört den Schein der Sonne. Das Meer glänzt verführerisch, wir baden bei 27 Grad Außentemperatur im Oktober. Es fühlt sich an, als wenn Sommer wäre. Vergessen sind die Strapazen der Vertragsgestaltung. Den Rest des Tages relaxen wir am leeren Strand.
Finanzamtsbesuch Nummero 2
Heute fuhren wir nun doch noch einmal ins Finanzamt nach Kalamata. Wir benötigten eine Bescheinigung für den Vertrag, die bestätigte, dass die Vorbesitzer ihre Steuern bezahlt haben. Nun sie haben bezahlt, allerdings erst kürzlich, weil sie das Haus verkaufen wollten. Jahrelang hat Theo darauf hingewiesen, dass sie eine Steuererklärung machen müssen. Theo hätte es organisiert. Wir werden ebenfalls eine Steuererklärung brauchen, für fünfzig Euro jährlich sind wir dabei. Nun, sie haben nicht gehört, mussten alles nachzahlen, eine Strafe gab es auch. Knapp 4.000 Euro waren weg, ein Teil des Geldes geht für die Strafzahlung drauf. Ärgerlich, doch selbstverschuldet.
Im Finanzamt schlägt erneut der Bürokratismus zu. Theo muss zwei Mal sechs Formulare ausfüllen. Kopierer scheint es nicht zu geben, daher die doppelten Ausführungen. Ich will Theo helfen und schreibe das erste Mal griechische Buchstaben. Mein Part ist es, das doppelte Formular auszufüllen. Bin ich jetzt ein griechischer Kopierer? Zehn Cent die Kopie? Sarkasmus kommt hoch.
Ich war Referentin für Organisation in einem Ministerium, ergo bestand mein Job darin, Abläufe effizient und effektiv zu gestalten. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, hier fände ich Aufgaben ohne Ende, hätte Freude daran, die Abläufe zu optimieren. Ein kurzer Gedanke, ein Relikt aus alten Zeiten, eine Erinnerung an meinen alten Job – ja, sowas habe ich gern gemacht. Besser ist mein neues Leben als Aussteiger. Ich betrachte die Dinge, erkenne die Mängel – es geht mich nichts mehr an, auch gut.
Ich erinnere mich an meinen Job, denke an ein 40 Millionen Projekt – die Einführung der elektronischen Vorgangsbearbeitung, der E-Akte in Sachsens Behörden. Für mich war dieses Projekt ein Trauerspiel. Es ging nicht darum Schiffe zu versenken sondern Steuergelder. Dieses Projekt wurde durch die FDP und deren Staatssekretär hoch angebunden, es sollte ein Prestigeprojekt werden.
Die Software wurde vom Schreibtisch aus geplant, war zu komplex, die wenigsten konnten sie bedienen. Schulungen waren nötig. Alle Ministerien, bis auf die beiden damals von der FDP geführten Häuser, wandten sich gegen die Einführung, lehnten die Kabinettsvorlage ab. Während der abschließenden Haushaltsverhandlungen wurde das Projekt in der Ministerrunde durchgeboxt. In den abschließenden Haushaltsverhandlungen kämpft jeder Minister für sein Budget, möchte Geld für seine Facharbeit, dies hat höchste Priorität.
Die Einführung der E-Akte wurde durchgewinkt. Nun ging es los mit der Einführung, die Minister im Kabinett sollten Vorreiter spielen. Das sogenannte E-Kabinett sollte eingeführt werden. Viel Zeit und Geld wurde investiert. Als ich kündigte, hat es immer noch nicht funktioniert, niemand hat erwartet, dass es mit dieser Software je funktionieren würde. Ich war im Ministerium für dieses Projekt verantwortlich, hatte Glück, konnte die Leitung irgendwann abgeben. Trotzdem war es ärgerlich für mich. Die Software war zu komplex, veraltet, nicht Stand der Technik. Der Kollege aus dem Finanzministerium hatte versucht, diese Fehler zu beseitigen, schrieb Konzepte, wollte die Software vereinfachen, kämpfte Jahre, wurde nicht ernst genommen, gab irgendwann auf. Eventuell erlebten die griechischen Beamten ähnliches.
Es ist wieder spät geworden, drei Stunden dauert der Besuch und so haben die Beamten vielleicht Feierabend, es ist nach 14 Uhr. Denn arbeiten sehe ich die wenigsten, stattdessen wird gelacht und erzählt. Es können natürlich auch Arbeitsgespräche sein, sicher sind die hiesigen Steuergesetze so lustig.
Mein Mann hat Theo die ersten beiden Stunden begleitet, wir waren unterdessen einkaufen. Er meinte, dass er viermal zwischen zwei Beamten mit Theo und den Formularen hin und her gelaufen ist. Die Beamten stempelten, was zu stempeln war. Beamter 1 saß im Erdgeschoß, Beamter 2 im zweiten Stock. Theo und mein Mann genossen einen sportlichen Tag so zwischen den Treppen des Finanzamtes, viermal rauf und wieder runter. Es ist ein sportlicher Wahnsinn, mehr krank denn gesund.
Und wir haben letztendlich die zwei benötigten Formulare. Die beiden Papiere strahlen im schönsten Arzurblau mit dem Himmel um die Wette. Unser armer Theo strahlt auch kurz, im Wissen, nun sollte nichts mehr schief gehen, sämtliche Papiere auch die himmelblauen sind beschafft. Auf der Autofahrt nach Hause schläft er sein wohlverdientes kurzes Nickerchen, wacht kurz auf. Es ist ihm peinlich, weggenickt zu sein. Sorry, uns ist es peinlich. Die guten alten Griechen helfen, wie können wir es je wieder gut machen?
Mal sehen, was der morgige Samstag bringt. Vielleicht kommt der Vertrag zu Stande. Es wäre ein schöner Zufall, denn unser Sohn hat Geburtstag.
Ein stilles, friedliches Tal
Der schöne Zufall wird wahr, heute 17 Uhr können wir nun endlich den Vertrag unterzeichnen. Wie schön, vor Freude hole ich das vom Vorbesitzer geerbte Fahrrad aus dem Schuppen und fahre hinter ins Tal. Einmal pro Urlaub bin ich ganz hinten, dort wo die Wege aufhören, das Niemandsland anfängt. Ich fahre eine knappe Stunde lang, laufe, wenn die Steigung zu stark wird. Das hier ist keine asphaltierte Straße, sondern eine Schotterpiste, arg gebeutelt und unterspült vom letzten oder vorletzten Starkregen.
Ich komme an einem verlassenen Dorf vorbei, ein oder zwei Häuser sind noch bewohnt. Vielleicht, so genau kann ich das nicht erkennen.
Diesmal habe ich Glück, sehe nur einen Hund. Er ist weit unten im Tal, fängt an zu bellen. Letztens heftete sich die ganze Hundemeute an mein Hinterrad, lustig fand ich das nicht. Gebissen hat keiner, ich habe vor Schreck lautstark gebrüllt. Es ist nichts passiert, aber seitdem bin ich vorsichtiger bei meinen Unternehmungen, die Gegend zu erkunden.
Aber wie sagt mein Vater immer so schön: „Wenn du Angst hast, dann kannst du nicht in den Wald gehen.“ Oder anders, dann sehe ich nichts von der schönen Gegend hier. Es ist traumhaft, blauer Himmel, die Vögel zwitschern, der Blick auf die Berge – einfach überwältigend. Diese absolute Einsamkeit tut meiner Seele immer wieder gut. Für mich ist es wahres Leben – ein Gefühl, genau hier richtig zu sein. Mein Leben zu leben, so wie es mir gut tut. Nicht fremd bestimmt, getrieben durch das allgegenwärtige Hamsterrad. Ein Schräubchen im Getriebe – sicher, jeder ist Teil des Ganzen. Aber hier spüre ich, dass ich ein Teil der Natur bin. Es fühlt sich gut und richtig an. Ich bin da, wo ich immer sein wollte.
Ich steige ab, möchte das verlassene Dorf erkunden. An die Dutzend alte Steinhäuser stehen verstreut herum. Von manchen sehe ich nur die rudimentären Grundmauern, andere sind noch als Haus zu erkennen. Ein Steinhaus ist voll intakt, es ist die Kirche. Zwei Gräber liegen gleich neben dem Eingang, diese sind alt und leicht verwahrlost. Mein Kopfkino springt an, die Phantasie sieht das Dorf noch lebend, bevölkert von Mensch und Tier. Kinder spielen, alte Leute sitzen im Schatten, Hunde bellen. Was ist passiert, warum herrscht jetzt diese tiefe Ruhe? Wann hörte das Dorf auf zu leben? Vor hundert Jahren, vor zweihundert – vielleicht kann es mir irgendwann jemand erklären.
Alte Nussbäume werfen die Nüsse ins Nichts, Granatäpfel leuchten tiefrot vom Baum herab. Sie hängen zu hoch. Ich suche mir einen Stock und möchte sie abschlagen. Fehlanzeige, die Schale zerspringt, die Frucht bleibt hängen. Ich denke, für heute habe ich genug kaputt gemacht und höre mit meinem zerstörerischen Werk auf. Man muss nicht alles haben.
Ganz hinten im Tal steht mein eigentliches Ziel, es ist eine kleine, weiße Kirche. Dieser Platz hat etwas Magisches. Wie so oft wurde die kleine Kirche am schönsten Ort errichtet. Der Blick in die Berge, dann abwärts gerichtet ins Tal – einfach gigantisch. Allein am Ende der Welt bin ich hier nicht, aber so fühlt es sich an. Vor der Kirche steht eine kleine Steinbank. Dort zu sitzen und über den Lauf der Dinge, über das wunderschöne Leben nachzudenken, das ist mein Ritual. Na, wie ist es gelaufen? Besser als gedacht. Ich habe gekündigt, mich von meiner eigenen Courage erholt, habe ein paar Dinge geändert – bin glücklich mit meinem neuen Leben als Aussteiger, mehr als glücklich.
Als ich zurück bin, durchgeschüttelt von der Schotterpiste, wird entschieden, heute geht es nicht ans Meer. Also wird es bis zum Notartermin ein Hängemattentag. Auch nicht schlecht, ich lese von der Geschichte des Peloponnes. Von unseren Vorgängern haben wir die Inneneinrichtung samt Geschirr, das Fahrrad, Werkzeug und eine Kiste voll Bücher geerbt. Nach und nach komplettieren wir die Einrichtung, letztens war unser Handgepäck voller Lampen, diesmal habe ich Rosen, andere Blumen und zwei Mangoldpflanzen aus meinem Garten nach Griechenland überführt.
Die Rosen fingen in den letzten zwei Wochen an auszutreiben. Der Mangold hat neue Blätter, sie sind schon zehn Zentimeter hoch. Wie schnell hier alles wächst, man kann zusehen. Ich kaufte letzten Herbst Rosen. Dank unserer hilfsbereiten Nachbarn haben die Rosen überlebt, sind angewachsen. Die Nachbarn haben gewässert, sonst wäre es kritisch für die Neupflanzung geworden. Es ist einfach nur schön, alle Rosen tun mir den Gefallen, sie blühen gerade jetzt, wo wir Urlaub haben. Als wir einmal auf Korfu waren, bin ich an einem Garten voller Rosen vorbei gekommen. Damals hätte ich niemals gedacht, dass ich je so einen Garten mit riesigen Blüten mein Eigen nennen kann.
Haus kaufen in Griechenland – der Notarbesuch
Wir treffen uns bei unserer Notarin. Wir sind zu zeitig, überbrücken die Zeit mit einem Besuch auf dem Panajiri. Samstagabend: das Fest ist in vollem Gange, die Griechen schlendern festlich gekleidet an den Verkaufsständen vorbei. Grüßen Bekannte, reden, sind in Feierlaune und in ihrem Element. Ich frage Litscha, wie sich die Griechen das Feiern leisten können. Nun, sie meint, viele haben Schulden, bezahlen ihre Steuern, Strom und so weiter nicht – aber feiern geht immer. Es wird wohl zutreffen, ein Teil der Bevölkerung verweigert sich, zahlt die Rechnungen nicht und feiert. Was soll man sagen, am besten nichts.
Wir gehen zur Notarin, diese ist mittlerweile pünktlich eingetroffen. Auch Fofu ist da. Fofu ist die Schwägerin von Theo. Sie spricht deutsch, hat die ersten Jahre ihres Lebens in Deutschland zugebracht. Sie fungiert quasi als unsere Vertragsübersetzerin. Theo vertritt die Gegenseite, er ist der Bevollmächtigte vom Rentnerehepaar, den Verkäufern. Deswegen ist Fofu nötig, Theo kann nicht für beide Vertragsparteien übersetzen. Wir kennen Fofu schon länger, ebenso ihren Mann und die Kinder. Sie sind unsere Bauleute, haben quasi einen Familienbetrieb, erledigen sämtliche Bauarbeiten, die bei uns anfallen. Wir mögen diese Familie, sie sind ebenso wie Theo von der ehrlichen Sorte. Helfen uns in sämtlichen Lebenslagen.
Die Notarin beginnt den Vertrag vorzulesen, Fofu übersetzt, was ihr nötig scheint. Irgendwann kommt die Stelle mit der Geldübergabe. Ich setze mich an den Computer der Notarin, öffne mein Online-Banking und will das Geld überweisen.
Schrecksekunde: Mein Überweisungslimit pro Tag ist geringer als der zu zahlende Kaufpreis. Was nun, scheitert die Vertragsunterzeichnung wieder? Morgen kann ich erneut überweisen, kann den Rest zahlen. Also wird vereinbart: Wir tun so, als wenn Theo den Rest bar zahlt. Die Schrecksekunde ist vorbei, der Vertrag wird unterzeichnet.
Puh, nach zweieinhalb Jahren ist es geschafft. Nun fehlt nur noch der Grundbucheintrag. In Deutschland kümmert sich der Notar um diese wichtige Formalie. Hier in Griechenland muss Theo wieder ran. Er will nächste Woche alles veranlassen. Es wird uns dreihundert Euro kosten, dann ist es endlich geschafft – uns gehört das Haus, wir sind im Grundbuch. Danke! Danke! Danke an Theo und Fofu!
Eigentlich wollten wir nach der Vertragsunterzeichnung einen Ouzo trinken. Aber Theo hat keine Zeit, es ist schon spät, er muss seine Bar öffnen. Wir verschieben den Drink.
Bereue ich es? Ein ehrliches Fazit.
Nein, eigentlich nie. Im Gegenteil, es ist schwer zu erklären, mittlerweile ist mir Griechenland mehr Heimat als Deutschland. Bei der Abreise aus Griechenland, freue ich mich, wenn der Abstand nicht so lang ist, bis ich wieder da bin.
Lohnt es sich noch nach Häusern umzuschauen – ich denke schon. Es gibt die sehr teuren Villen zu kaufen, aber wer sich an einheimische Makler wendet und nicht direkt am Meer sucht, kann sicher ein bezahlbares Haus kaufen.
Wir haben unser Haus vor zehn Jahren für 24.000 Euro gekauft und komplett saniert. In Summe werden wir bei 80.000 Euro sein. Ich schreibe immer noch wir, stimmt nicht ganz. Mein Mann wollte das Ferienhaus in Griechenland nach der Trennung nicht und so habe ich ihn ausgezahlt.
Nicht sehr stolz bin ich auf meine Sprachkenntnisse. Da ist noch viel Luft nach oben. Ich kann mich verständigen und irgendwie klappt es mit der Kommunikation. Wenn sich die Griechen untereinander unterhalten, verstehe ich allerdings so gut wie nichts. Ich denke, die fehlende Motivation kommt daher:
- Irgendwie bin ich die letzten 10 Jahre aus so durchgekommen.
- Irgendwer kann immer Deutsch oder Englisch.
Das ist auch so ein Problem, ich vermische die Sprachen Englisch und Griechisch. Da sprechen die Kellner dann doch lieber gleich Englisch mit mir und dann traue ich mich nicht mehr, meine Bestellung auf Griechisch abzugeben.
Denken Sie nun darüber nach, ein Haus in Griechenland zu kaufen? Warum schauen Sie es sich nicht vor Ort an und mieten das Ferienhaus? Hier finden Sie freie Zeiten und die Preise des Ferienhauses.